Di. 28.06.2016 // 20 Uhr // KSHG (Forum), Frauenstr.3-6
„Die größte List des Teufels“
Zur Kritik der Verschwörungstheorien und des paranoiden Denkens
Verschwörungsmythen sind fast allgegenwärtig: im Alltag, in der Populärkultur, in der Politik. Ihre Verfechter sind Linke und Rechte, Religiöse und Säkulare, Einzelne oder ganze Gruppen, und so ziemlich alle(s) dazwischen. Sie ‚wissen‘ wer das Wetter kontrolliert, die Fabrik nebenan schließt oder Krankheiten und Krieg in die Welt bringt, warum Elvis noch lebt, das World Trade Center in New York einstürzte oder Herrschaft, Ausbeutung und Leiden unser aller Leben prägen. Obwohl sich Verschwörungsmythen mit unendlich vielen Einzelheiten und Details umgeben, ist ihre Form die Erklärung der Welt aus einem Punkt, und mit klaren, mächtigen, und gerade deshalb verborgenen und bedrohlichen Verantwortlichen. Innerhalb dieser Erklärungsmuster „besteht die größte List des Teufels […] gerade darin, den Glauben zu erwecken, er existiere überhaupt nicht“ (Léon Poliakov).
Die Veranstaltung wird anhand ‚klassischer‘ und aktueller Beispiele von den „Protokollen der Weisen von Zion“ bis zu 9/11 und den sog. „Mahnwachen für den Frieden“ in die Geschichte, Struktur und Funktion von Verschwörungsmythen und des paranoiden Denkens einführen. Zusätzliche Aufmerksamkeit wird dabei deren vielfach gegebenen Zusammenhang mit antisemitischen Ressentiments gewidmet. Im Mittelpunkt wird die Beschaffenheit und innere Verbindung von deren Form der Erklärung der Welt stehen: Warum entfalten Verschwörungsmythen Wirkungsmacht? Und lernen wir aus ihnen etwas über ein konkretes Ereignis, oder doch viel mehr über die Einzelnen und die Gruppen, die sie sich aneignen, und über den Zustand ihrer Gesellschaft?
Flo Hessel (Hamburg) ist Sozialwissenschaftler und Mitglied des Instituts für Sozialtheorie e.V. www.sozialtheorie.de
Di. 05.07.2016 // 19 Uhr // KSHG (Aula), Frauenstr. 3-6
Der autoritäre Charakter
… oder wie mensch Nationalist*in wird.
Die Frage, warum Menschen autoritäre, nationalistische und faschistische Haltungen entwickeln, ist angesichts des gegenwärtigen Rechtsrucks vieler europäischer Staaten von dringlicher Aktualität.
Der Vortrag wird ausgehend von Erich Fromms in den 1930er Jahren entwickelter Theorie des autoritären Charakters und aktueller Ergebnisse der NS-Täterforschung zeigen, welche Mechanismen der Entstehung einer faschistischen Charakterstruktur zugrunde liegen. Es wird gezeigt, dass ohne die gesellschaftlich erzeugte „emotionale Matrix“ des autoritären Charakters weder grundlegende Strukturen des faschistischen Weltbildes noch dessen Wirkmacht und Ausbreitung erklärt werden können. Zugleich thematisiert der Vortrag, in welche Fallen antifaschistische Strategien tappen können, die die sozialpsychologische Ebene faschistischer Akteure nicht in den Blick nehmen.
Referent: Dr. Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Uni Oldenburg. Aktuelles Buch: Paradigmen anonymer Herrschaft. Politische Philosophie von Hobbes bis Arendt. Würzburg 2015. Online-Texte unter ww.rote-ruhr-uni.com
Mehr Infos: Antira Initiative Münster