Rechtsterrorismus stoppen! Kein Platz für Antisemitismus, Rassismus und rechte Hetze!

Unser Redebeitrag auf der Gedenkkundgebung des Jugendbündnis gegen Antisemitismus Münster und des Jungen Forums der DIG Münster anlässlich des 2. Jahrestags des rechtsterroristischen Anschlags von Halle am 10.10.2021 in Münster.

Am 9.Oktober 2019 wurden Jana Lange und Kevin Schwarze in Halle ermordet. Sie starben, weil der Täter seinen eigentlichen Plan, ein Massaker in der Synagoge von Halle anzurichten, nicht umsetzen konnte.
Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind an diesem Tag bei den Angehörigen von Jana und Kevin und den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Halle.

Nach der Tat folgte landesweit Bestürzung, ebenso schnell wurde die Tat aber politisch eingeordnet: Es hieß sofort und reflexartig: „Einzeltäter!“

Doch das ist viel zu einfach. Und sogar gefährlich. Denn: Ein Einzelner mordete. Aber viele haben mitgeschossen!

Egal, welche rechtsterroristischen Attentate und Morde wir uns ansehen: Alle Täter und Täterinnen waren nicht alleine. Sie waren eingebunden in ein extrem rechtes Milieu, funktionierende Strukturen, ein Umfeld, in dem
Hass, Antisemitismus und Rassismus die ideologische Basis bildeten. In dem Waffen eine bedeutende Rolle spielen,
in dem sich Menschen im selbst ausgerufenen Krieg wähnen gegen das „System“, gegen die Demokratie, gegen Menschrechte, gegen Frauen, gegen selbst definierte alte wie neue Feindbilder.

Antisemitismus führte den Täter zur Synagoge von Halle. Es ging ihm darum, möglichst viele Menschen zu töten. Menschen, die er als Opfer markiert hatte, weil er ihnen im Rahmen seines antisemitischen, rassistischen Weltbildes eine Rolle zugeschrieben hatte. Der Antisemitismus, der in altem wie neuem Gewand Jüdinnen und Juden durch Verschwörungserzählungen bestimmte Eigenschaften und großen gesellschaftlichen Einfluss zuschrieb. Der sie als Feind markierte und sie entmenschlichte.

Antisemitismus und auch Rassismus werden geschürt und angefacht durch Gedanken, durch Worte, durch Reden, die dann eines Tages zu Taten werden. Es ist die extrem rechte AfD, die mitgeschossen hat und die mit ihrer menschenverachtenden Hetze den ideologischen Boden und die Stichworte für diese Taten bereitet hat. Aber eben nicht nur sie.

Kommt es zu solchen Mordtaten wie in Halle dann ist die mediale Empörung zunächst groß. Mit der Fixierung auf „den Einzeltäter“ und der Psychologisierung seiner Tat
verschwindet jedoch der politische Hintergrund und die Eingebundenheit des Täters in ein gesellschaftliches Umfeld, das diese Taten ermöglichte.

Antisemitische und rassistische Gewalttaten und Anschläge haben hierzulande in den vergangenen fünf Jahren massiv zugenommen.

Und genau deshalb müssen wir diesen Gedanken, diesen Worten, diesen Reden und diesen Taten entgegentreten. Am Arbeitsplatz, im Jugendzentrum, auf dem Prinzipalmarkt. Heute, morgen und jeden Tag!

Es mehren sich Berichterstattungen über die Existenz von extrem rechten Gruppen in Polizei, Sicherheitsorganen und Bundeswehr.
Extrem rechte Netzwerke mit Zugang zu Waffen, die Todeslisten führen, die sich auf den sog. „Tag X“ vorbereiten. Der Tag, an dem der von ihnen herbeigebombte „Bürgerkrieg“ ausbrechen soll, mit dem Ziel der Errichtung einer faschistischen Herrschaft.

Diese Entwicklungen sind nicht neu, sie haben eine lange Geschichte:
Sowohl bei dem Prozeß gegen den NSU als auch beim Oktoberfest-Attentat 1980 wurde die Fixierung auf eine Einzelperson oder Kleingruppe festgeschrieben.
Es dauerte 40 Jahre bis das Oktoberfest-Attentat als extrem rechter Anschlag eingestuft wurde. Die Eingebundenheit des Täters in die rechtsterroristische „Wehrsportgruppe Hoffmann“, die jahrelang unbehelligt agieren konnte, führte nicht zu ernsthaften Ermittlungen. Das ist bei extrem Rechten Netzwerken wie „Nordkreuz“ heute leider nicht anders.

Was bleibt zu tun: Wir müssen uns engagieren. Menschen und Gruppen unterstützen, die angegriffen und diskriminiert werden: Solidarisch und gemeinsam gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen extrem rechte Strukturen, die gar nicht erst entstehen dürfen. Gestern, heute und jeden Tag!

 

 

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